»Geschwister, die Ihr von verschiedenen Orten dieses Planeten Erde kommt;
Compañeros und Compañeras:
Ihr seht hier die Stühle der Abwesenden. Es sind nicht da, die Mütter und Väter Sucher*innen; es sind nicht da, die verschwunden gemachten Frauen und Männer; es sind nicht da, die politischen gefangenen Frauen und Männer; es sind nicht da, die ermordeten Frauen und Männer, die ermordeten Jugendlichen, die ermordeten Mädchen und Jungen, auch nicht unsere Ururgroßeltern, die mehr als 500 Jahre gekämpft haben, auch nicht unsere gefallenen Compañeros, die ihre Pflicht bereits erfüllt haben.
Compañeros Unterstützungsbasen, Compañeros, pardon, Compañeras Unterstützungsbasen. Hier sind wir heute, um zu erinnern an den Tod der Compañeros vor 40 Jahren, vor 30 Jahren. Hier sind wir, Compañeros und Compañeras Zapatistas, um uns die Verpflichtung, gegenwärtig zu halten: Denn es war diesen Compañeros, diesen Compañeras ein Muss. So ist es. Und dies haben wir, zapatistische Männer und Frauen, noch nicht erfüllt. Wir können nicht sagen, dass wir bereits viel gemacht haben, bis wir dort auch hingelangen, bis hin zu diesen Compañeros, Compañeras von vor 30 Jahren, 40 Jahren, von denen wir hier sprechen. Wir sagen hier nicht, wie sie waren, nein, sondern wie sie in ihrer Verpflichtung waren; wir werden [auch]kein Museum zu machen suchen, damit an uns erinnert wird.
Compañeros, Compañeras Zapatistas, wir brauchen nicht welche, die hier ankommen, um uns Erklärungen, Unterricht oder politische Workshops zu geben, wie das System ist. Es ist so einfach zu sehen, wie es ist, wie es sich befindet, das kapitalistische System. Wer es nicht sehen will, die*der ist dafür selbstverantwortlich. Seit vielen, vielen Jahren, einige sagen Jahrzehnte, andere Jahrhunderte [ist das zu sehen].
Somit, wozu sollten wir wollen, dass sie uns Unterricht geben? Es geht darum, einfach zu erkennen, was wir tun müssen. Das Gute; das Gute denken: dies ist an uns, dies trifft uns zu machen, Compañeros, Compañeras. Das was wir sagen: dass wir das Gemeinschaftliche [el comun] machen werden. Vielleicht gibt es ja Brüder, Schwestern, die was anderes denken, nicht? Es gibt Sachen, die sind gemeinschaftlich, andere nicht. Für dies haben wir einen Kopf zum Denken, und Augen, um zu erkennen. Für das haben wir den Spürsinn, um zu erkennen, was ist gemeinschaftlich und was nicht. Im Theaterstück, welches die Compañeros, Compañeras Jugendliche gemacht haben, ist es klipp und klar zu sehen. Wer es nicht verstehen will, nun, das ist dann seine*ihre Sache.
Es sind hier zwei Punkte: Das Eigentum muss dem Pueblo sein und gemeinschaftlich, und der Pueblo muss sich selbst regieren. Wir brauchen die da nicht – diese, die glauben, sie wissen alles. Sie entscheiden für die Lehrer, für die Ärzte, sie entscheiden für alle Sektoren der Arbeiter*innen. Wie so gesagt wird, es sind »Allwissende«. Sie wissen alles, denn damit verdienen sie ihr Geld, ohne zu arbeiten, ohne zu schwitzen. Nein. Deshalb: Der Pueblo muss wissen, sich selbst zu regieren.
Compañeros, Compañeras Zapatistas, das ist, was wir seit 30 Jahren zeigen, damals erkannten wir das. Zusammen mit den Compañeros, Compañeras des Komitee [CCRI: Geheimes Revolutionäres Indigenes Komitee] hat es uns gefallen, dass Ihr als Jugendliche verstanden habt und daraus Euer absolut klares Theaterstück gemacht habt. Aber wir sagen, wir müssen es [auch]in der Praxis machen, nicht nur als Rede, nicht nur als Poesie, Theaterstück oder Malerei. Oder andere Sachen. Und auch unsere Geschwister von hier, der Pueblo Mexikos, und diejenigen, die uns zuhören, unsere Compañeros, Compañeras des Congreso Nacional Indígena. Wie es ist, wie wir zu uns sprechen. Denn ich spreche zu Euch, Compañeras, Compañeros Zapatistas.
Somit müssen wir es in der Praxis machen, klar haben sie es uns gesagt: Wir haben kein Handbuch, kein anderes Buch, wir werden kein Buch finden, worin wir das finden können. Das Buch ist, was Ihr dort gezeigt habt, von unseren Urgroßeltern, Ururgroßeltern: das Gemeinschaftliche. Das was [jedoch] damals war: Es gab damals keine anderen Sektoren von Arbeiter*innen, wie es sie gegenwärtig so viele gibt.
Somit, Compañeros, Compañeras, wie Ihr es in Eurem Theaterstück gezeigt habt. Wir laden unsere Geschwister dazu ein: Wenn sie kommen wollen, werden wir unsere Ideen austauschen, miteinander teilen. Mal sehen, was die beste für das Leben sein wird. Was wir hier sagen, ist somit: Wer arbeitet, hat zu essen; wer nicht arbeitet, kann ja seinen Geldschein, seine Münzen essen, mal sehen, ob damit sein*ihr Hungerbedürfnis gestillt wird.
Was wir hier sagen, ist: Wir brauchen nicht zu töten, das sagen wir. Aber dafür braucht es Organisierung, in die Praxis setzen: Jugendliche, Frauen, Männer, und aus allen Sektoren. Das ist das, was wir, Compañeros, Compañeras, demonstrieren müssen. Wir glauben nicht mehr denjenigen, die da regieren, denn der Kapitalismus existiert weltweit. Organisieren wir uns. In jeder Geographie, jede*jeder gemäß seinem*ihrem Kalender. Denn keine*r wird dort, wo wir uns selbst befinden, [für uns] kämpfen;das sagen wir, auch wegen dem, was jetzt zu sehen ist: Es sind wir, dort wo wir sind, wo wir leben; und sie dort, wo sie sind, wo sie leben. Ja, keine*r wird [an Stelle von uns selbst] kämpfen. Oder glaubt eine*r, der Kapitalismus kann humanisiert werden? [Antwort-Rufe im Hintergrund: »Nein!«] Wir sagen dasselbe, er kann nicht humanisiert werden. Der Kapitalismus wird nicht sagen, »ich höre auf auszubeuten«; keine*r, vom Kleinsten bis zu den Allergrößten, wird aufhören zu betrügen, zu rauben, auszubeuten. Somit braucht es nicht viel Studium; was gebraucht wird, ist, darüber nachzudenken, wie das zu ändern ist. Und keiner wird [das uns] sagen: Es sind wir selbst, die Pueblos, Frauen und Männer.
Wir werden diesem Weg folgen und wir werden uns verteidigen. Wir brauchen die Soldaten und die schlechten Regierungen nicht zu töten, aber wenn sie kommen, werden wir uns verteidigen. Deshalb haben wir sie während der 30 Jahre auf die Seite gepackt [uns von ihnen abgewandt]. Es haben uns 30 Jahre gereicht, um zu erkennen, was unsere Compañeras, Compañeros Jugendliche [in ihrem Theaterstück) demonstriert haben: Die Pyramide taugt nicht, sie ist nicht dienlich. Falls eine*r jedoch glaubt: »doch ja« –nun, deshalb sagen wir ja: »jede*jeder innerhalb seiner*ihrer Geographie« – sollen sie es uns zeigen. Wir werden es auch zeigen [dass die Pyramide nicht taugt].
Somit, Compañeras, Compañeros Unterstützungsbasen, wir sind jetzt selbstverpflichtet. Compañeras, Compañeros Unterstützungsbasen, wir stehen allein, wie vor 30 Jahren – denn bis jetzt haben wir all das allein entdeckt, diesen neuen Weg, dem wir folgen werden: gemeinschaftlich. Deshalb, was uns noch fehlt, ist, dass sie uns zeigen, sie sind einverstanden, unsere Compañeros, Compañeras des Congreso Nacional Indígena und der Pueblo Mexikos. Ja, denn wir sind hier, hier leben wir, wir werden sehen, wir werden kennenlernen: wer [damit einverstanden ist].
Es ist unsere Aufgabe, Compañeros, Compañeras Zapatistas Unterstützungsbasen, das werden wir während der nächsten Jahre tun: Der Pueblo befiehlt, und die Regierung gehorcht. Die Produktionsmittel sind gemeinschaftlich, und es ist der Pueblo, der danach sieht [sie kontrolliert]. Vielen Dank, das waren all unsere Wort(e).«
Subcomandante Insurgente Moisés. Caracol Dolores Hidalgo, den 31.12.2023/ 01.01.2024.
[Danach wird die Parole gerufen: »Es lebe das Gemeinschaftliche! Viva el comun!«]
Quelle: Facebook-Übertragung, u.a. via: https://www.facebook.com/CdhFrayba Festejo del 30 aniversario del inicio de la guerra contra el olvido – PARTE II – 31.12.2023/ 01.01.2024
0:56:59 min. – 1:13:17 min.
Nicht-autorisierte Transkription und Übersetzung aus dem Spanischen: lisa-colectivo malíntzin.