50 Jahre Militärputsch in Chile
Eine kurze Reflexion des mexikanischen Soziologen César Pineda
Der Staatsstreich in Chile im Jahr 1973 war eine militärische Konterrevolution, um arbeiter:innenfeindlichen und antisozialistischen Terror durchzusetzen.
Mit Blut und Feuer setzte sich mittelfristig der freie Markt durch.
Die Verbindung zwischen Diktatur und Marktfundamentalismus sollte niemals vergessen werden.
„Sobald die Demokratie dazu neigt, ihren Klassencharakter zu verleugnen und zum Instrument der wirklichen Interessen der Volksmassen zu werden, opfern die Bourgeoisie und ihre Vertreter im Staat demokratische Formen.“ (Rosa Luxemburg)
Und das geschah in Chile.
Ziel des Staatsstreichs war nicht nur die Enthauptung einer demokratischen und verfassungsmäßigen Regierung, sondern auch die Auflösung der wachsenden Volksmacht und die Mobilisierung der Arbeiter:innen. Ziel des Militärputsches war nicht die Schaffung einer wirtschaftlichen Ordnung, sondern der Schutz der Interessen der herrschenden Klassen.
In Chile brauchte die unsichtbare Hand des Marktes die sehr sichtbare Hand der Militärdiktatur, um zu funktionieren. In Mexiko wurde der freie Markt von der autoritären Partei durchgesetzt. Die argentinische Diktatur hat dasselbe Ziel erreicht. Märkte brauchen den Staat.
Neoliberale Regime sind in ihren gesellschaftlichen Funktionen nur „Minimalstaaten“.
Aber sie sind ein „Maximum“-Staat in ihrer Fähigkeit, die Akkumulation von Kapital und die Freiheit von Unternehmer:innen, multinationalen Konzernen und dem Finanzkapital, also die Freiheit der Mächtigen, zu gewährleisten.
Die Verteidiger:innen des Wirtschaftsliberalismus verbergen oder verschleiern, dass ihr Programm von konservativen Sektoren in westlichen Demokratien und von Militärdiktaturen im Süden der Welt durchgesetzt wurde.
Die Freiheit, die sie verteidigten, ist die Freiheit derer, die die Märkte beherrschen.
Das Gesicht einer grausamen Diktatur (die kommunistischen Aktivist:innen die Kehle durchgeschnitten oder MIR-Jugendliche auf der Straße ermordet hat) zu waschen oder zu versuchen, sie zu rechtfertigen, ist ein Versuch, die Geschichte neu zu schreiben, um den heutigen Marktfundamentalismus zu verteidigen, der durch seine repressive und gewalttätige Geschichte befleckt ist.
Die Vergangenheit historisch zu artikulieren – sagt Walter Benjamin – bedeutet, „eine Erinnerung zu ergreifen, wie sie in einem Moment der Gefahr leuchtet“ und „einen Funken Hoffnung in der Vergangenheit zu entzünden“.
Allende und die Mobilisierung der Arbeiter:innen sind der Funke nach 50 Jahren Barbarei in Chile.
50 Jahre später wird nicht nur der Mörder gedacht. Wir erinnern uns an den Widerstand und den historischen Höhepunkt Allendes, an den sozialistischen Traum der Arbeiter:innen und an die Angst der herrschenden Klassen, wenn die Unterdrückten und Ausgebeuteten aufstehen.
Die Geschichte gehört uns und sie wird von den Menschen gemacht.
Quelle: @cesarpinedar auf X (vormals Twitter)